Bilder

Werbung



Berlin Air Show

ILA 2010 + ILA 2012 + ILA 2014 + 2016

Internationale Luftfahrtausstellung

Der Flugversuchsträger des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ATTAS wurde hauptsächlich als "fliegender Simulator" konzipiert, um das Flugverhalten anderer - real existierender oder virtueller - Flugzeuge zu simulieren.

Mit seiner Mess- und Versuchsausrüstung wird ATTAS für zahlreiche Versuchsaufgaben eingesetzt. Hierzu gehört zum Beispiel die Erprobung von zukünftigen Flugsicherungsverfahren und lärmarmen Anflügen. Außerdem werden mit ATTAS Luftverwirbelungen, die als Folge des an den Tragflächen erzeugten Auftriebs enstehen - so genannte Wirbelschleppen - erforscht.

ATTAS basierte auf dem in den 1970er-Jahren von der Bremer Firma VFW-Fokker (heute Airbus) entwickelten zweistrahligen Kurzstreckenjet VFW 614 mit 44 Sitzen, der als Tiefdecker ausgelegt ist. Das auffälligste Merkmal der VFW 614 ist die Triebwerkmontage auf Pylonen über den Tragflächen, was etliche Vorteile bringt.

Eine der Kernumbauten war die Integration einer elektrohydraulischen Fly-by-Wire-Steuerung (FBW), zusätzlich zu der nach wie vor vorhandenen mechanischen Steuerung. Je nach Bedarf kann während des Flugversuchs von der mechanischen auf die elektronische Steuerung umgeschaltet werden. So sind Wissenschaftler und Ingenieure in der Lage, all das zu erforschen, was flugreglungstechnisch mit einem Computer möglich ist.

Technische Daten:

Entwicklung u. Umbauten VFW Bremen (Erstflug: 1971)
Nutzung Kurzstrecken-Verkehrsflugz.
Länge 20,60 m
Höhe 7,84 m
Spannweite 21,50 m
Flügelfläche 64 m²
Kabinenbreite 2,66 m
Kabinenhöhe 1,92 m
Leergewicht 12.180 kg
typische Nutzlast 3625 kg
max. Startgewicht 19.950 kg
max. Tankkapazität 6.320 Liter
Reisegeschwindigkeit 720 km/h in 7.600 m
max. Geschwindigkeit 780 km/h (Mach 0,697)
Landegeschwindigkeit 157 km/h
Steigleistung 15,75 m/s
Dienstgipfelhöhe 7.600 m
Startstrecke ca. 850 m
Landestrecke ca. 620 m
Landegeschwindigkeit 160 km/h
Minimalgeschwindigkeit 157 km/h
Passagiere und Besatzung 40 + 2
Reichweite (leer) 2.010 km
Reichweite (beladen) 1.200 km
Triebwerke 2 x Rolls-Royce/SNECMA
Typ M 45 H Mk. 501
Schub 2 x 32,4 kN
. (kein Umkehrschub)

Beschreibung des Flugversuchsträgers ATTAS:

Hierbei handelt es sich un eine umgebaute Fokker, die für Versuche und Meßtechnik von der DLR Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V. genutzt wird. Der fliegende Simulator ATTAS ist auf der Basis des 44sitzigen Kurzstreckenjets VFW 614 gebaut worden. Das Flugzeug wurde beim Hersteller so verändert, dass ein bei des DLR entwickeltes Datenverarbeitungssystem eingebaut werden konnte.

Forschungsgebiet:

Bewertung und Verbesserung der Flugeigenschaften und Leistungen von Flugzeugen und Hubschraubern. Dazu gehören die Untersuchung von Flugeigenschaften und -manövern mit fliegenden Erprobungsträgern sowie Windkanaluntersuchungen zum dynamischen Flugverhalten von künftigem Fluggerät. Entwicklung und Anwendung effektiver Simulationsmethoden am Boden und in der Luft (In-Flight-Simulation).

Das Forschungsflugzeug ATTAS kann zum Beispiel durch ein frei programmiertes electro-optisches Steuersystem die Flugeigenschaften noch nicht gebauter Flugzeug im Flug simulieren. Eine weitere Maschine wurde von Airbus zu ähnlichen Zwecken umgebaut - die VFW-Fokker 614 ATD - Advanced Technologie Demonstrator. Diese Maschine wurde bis vor kurzem für Test- und Forschungsaufgaben von Airbus Industries genutzt.

Ausstattung:

  • Forschungsflugzeug VFW 614 ATTAS (Advanced Technologies Transport Aircraft System), ausgerüstet mit elektrisch ansteuerbaren Stellsystemen (einschließlich Schub, direkten Auftriebsklappen und Spoilern), Bordrechnersystem, Steuerkraftsimulation, Meß- und Telemetrieanlage
  • ATTAS-Bodensystem-Flugzeugsimulation (einschließlich Festsitzcockpit, Knüppelkraftsimulation und DV-Anlagen wie im Bordsystem, Kapazität für Programmentwicklung)
  • Versuchsanlage für Messungen an Modellrotoren und Modellhubschrauber in großen Windkanälen (ROTEST, ROTOS)
  • Mobile Telemetrie- und Telekommando-Bodenstation

Forschungsbeispiel: Wirbelschleppen

großer Verkehrsflugzeuge können besonders bei geringen Fluggeschwindigkeiten, wie während Start und Landung, sehr intensiv sein. Dies kann für nachfolgende kleinere Flugzeuge eine potenzielle Gefahr darstellen, denn die Lebensdauer dieser Wirbel kann bis zu einigen Minuten betragen. Daher erforscht das Institut für Physik der Atmosphäre im DLR das Verhalten der Wirbelschleppen und Methoden zu ihrer Verminderung schon seit langem theoretisch, experimentell und mit Computermodellen.

Für die Erzeugung von Wirbelschleppen unter kontrollierten Bedingungen wurde vom DLR Flugbetrieb in Braunschweig das Forschungsflugzeug ATTAS bereitgestellt. Dieses vom DLR eigens mit High Tech ausgestattete Advanced Technologies Testing Aircraft System verfügt über aufwändige Klappen an den Tragflügeln, mit denen die Wirbelschleppen gezielt beeinflusst werden können. Das ATTAS Flugzeug mit seinen charakteristisch über den Tragflächen angeordneten Triebwerksgondeln ist eine der letzten in Dienst befindlichen VFW 614 und öfters in Oberpfaffenhofen zu Gast.

Während der Messkampagne im Mai stieg ein Kleinflugzeug, eine ASK16, mit einem der an WAKEOP beteiligten Wissenschaftler an Bord über dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen auf, um die Messstrecke auf dem Flugplatzgelände in genau derselben Weise abzufliegen wie die ATTAS bei ihren Einsätzen. Dabei wurde klar, wie klein die Messgeräte schon aus geringer Höhe wirken und wie exakt daher die ATTAS-Piloten ihr Flugzeug steuern mussten, um die Wirbelschleppen ihres Flugzeuges genau in das Sichtfeld der am Boden stehenden Lidars zu lenken. Hier leistete der Motorseglerflug wertvolle Dienste bei der Koordination von Wissenschaftlern und ATTAS Piloten und lieferte Erfahrungen für die Planung ähnlicher Experimente in der Zukunft.

Geschichte und Entstehung:

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im westen Deutschlands wegen Verbote der Besatzungsmächte und aufgrund Geldmangels mehr als 20 Jahre lang keine Verkehrsflugzeuge produziert. Erst in den 1960er Jahren begann eine Zusammenschluß mehrerer bundesdeutscher Flugzeugfirmen, anfangs Entwicklungsring Nord (

ERNO

614 = Entwicklungsring Nord, Jahr 61 Projekt Nr.4) und später Vereinigte Flugtechnische Werke (=

VFW)

genannt, sich Gedanken über ein mit Turbinen angetriebenes Flugzeug zu machen. Dabei versuchten sie nicht in den von Boeing und Douglas Commercial beherrschten Markt der großen Verkehrsflugzeuge einzudringen, sondern orientierten sich mehr nach "unten", auf den wachsenden Markt für Flugzeuge bis 50 Passagiere.

Zielsetzung und Ergebnisse:

Es sollte ein Flugzeug für Entwicklungsländer und den Betrieb unter schweren Bedingungen gebaut werden. STOL-Eigenschaften

Das auffälligste Merkmal der VFW 614 ist die Triebwerkmontage auf Pylonen über den Tragflächen, die deshalb erfolgte, weil zum Einsatz auf schlechten Pisten ein kurzes und kräftiges Fahrwerk benötigt wurde. Dadurch wird auch das Einsaugen von Steinen und anderen Gegenständen in die Triebwerke sowie die Störung der Luftströmung vor den Triebwerksöffnungen vermieden. Die hohe Triebwerksmontage erlaubt auch die Ausrüstung mit einem ungeteilten Klappensystem und bietet für den Fall einer Notlandung oder eines Triebwerksbrandes größere Sicherheit.

Ein interessanter Nebeneffekt der Triebwerksanordnung war, dass die Tragflächen die Triebwerke bei Überflug, Start und Landung abschirmten und die VFW 614 dadurch ein relativ leises Flugzeug seiner Zeit war. Airodynamische Vorteile brachten die oben befindlichen Triebwerke ebenfalls. Beim Durchstarten zieht die Maschine nicht einfach nach oben, wie dass sonst meist der Fall ist.

Am Ende der Entwicklungsphase war die VFW 614 - bis auf die Triebwerksanordnung - äußerlich dann doch etwas konventioneller geraten, als man anfangs vorgesehen hatte. Die VFW 614 ist ein Tiefdecker mit gepfeilten Tragflächen. Die VFW erhielt umfangreiche Luftbremsen und Radbremsen mit ABS. Dadurch ist die Start- und Landestrecke mit 1.300 bzw. 1.000 Meter für derartige Flugzeuge sehr kurz. Die Kabine ist für 40 bis 44 Passagiere in 4 Sitzreihen ausgelegt. Eine verlängerte Version war geplant, wurde aber nicht verwirklicht.

Ab 1966 wurde das Projekt von der Bundesregierung finanziell unterstützt. Da für die VFW die Entwicklung eines Verkehrsflugzeuge Neuland war , suchte man nach Partnern, die das Risiko mit übernehmen und sich an der Herstellung beteiligen würden. Die Niederländischen Fokker-Werke sagten zu, und so wurde 1969 aus der VFW 614 die VFW-Fokker 614, die 1971 zum Erstflug startete. Allerdings wurden die Testflüge von einem tragischen Unfall überschattet. Bei einem Testflug in 1972 kam es zum “Flattern” des Höhenruders. Das Flugzeug geriet außer Kontrolle und stürzte ab.

Dennoch schien die VFW-Fokker 614 einen guten Start zu haben. Mitte 1971 hatte VFW-Fokker bereits 26 Optionen und Bestellungen erhalten. Man ging davon aus, dass man ab 175 verkauften Exemplaren Gewinn einfahren würde. Genau zu diesem Zeitpunkt gab es Probleme mit dem Triebwerkshersteller, so dass man erneut umdisponieren musste. Nach und nach erhielt man aber alle relevanten Zulasungen. Die erste Serienmaschine flog am 28. April 1975. Aber das hoffnungsvoll begonnene Projekt sollte in einem ökonomischen Desaster enden. Bestellungen blieben aus und 1977 wurde das Projekt VFW-Fokker 614 nach der Fertigung von 10 Serienmaschinen und 3 Prototypen offiziell geschlossen.

Eine Maschine wurde für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in das Test- und Forschungsflugzeug "Advanced Technologies Testing Aircraft System - “ATTAS" umgebaut und wird immer noch für Forschungsaufgaben genutzt (siehe oben).

Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR):

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (= DLR) ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr. Das Forschungsportfolio des DLR reicht von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung von innovativen Anwendungen und Produkten von morgen. So trägt das im DLR gewonnene wissenschaftliche und technische Know-how zur Stärkung des Industrie- und Technologiestandortes Deutschland bei.

Seine umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sind in nationale und internationale Kooperationen eingebunden. Über die eigene Forschung hinaus ist das DLR als Raumfahrtagentur im Auftrag der Bundesregierung für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig. Weiterhin koordiniert und verantwortet das DLR als Projektträger die fachliche und organisatorische Umsetzung von Förderprojekten verschiedener Bundesministerien.

Das DLR beschäftigt ca. 5700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es unterhält 29 Institute bzw. Test- und Betriebseinrichtungen und ist an 13 Standorten vertreten, wobei Köln Sitz des Vorstandes ist. Der Etat des DLR für die eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie für Betriebsaufgaben beträgt ca. 570 Millionen Euro; davon sind etwa die Hälfte im Wettbewerb erworbene Drittmittel. Das vom DLR verwaltete deutsche Raumfahrtbudget beträgt insgesamt ca. 917 Millionen Euro. Davon werden 68 Prozent für den deutschen Beitrag zur Finanzierung der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites (EUMETSAT) verwendet, 19 Prozent für das Deutsche Raumfahrtprogramm und 13 Prozent wiederum für Forschung und Entwicklung im Geschäftsfeld Raumfahrt des DLR. Die vorgenannten Zahlen beruhen auf dem Geschäftsjahr 2007.

Die Ursprungsorganisation des DLR wurde 1907 von Ludwig Prandtl in Göttingen gegründet. Aus dieser Modellversuchsanstalt der Motorluftschiff-Studiengesellschaft wurde später die Aerodynamische Versuchsanstalt. Das DLR entstand 1969 unter dem Namen Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen. Das waren die Aerodynamische Versuchsanstalt (AVA), die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) und die Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt (DFL) sowie 1972 die Gesellschaft für Weltraumforschung (GfW).

1989 wurde die DFVLR in Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) umbenannt. Durch die Fusion der Deutschen Agentur für Raumfahrtangelegenheiten (DARA) mit der DLR zum 1. Oktober 1997 wurde der Name in „Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt“ (DLR) geändert.